Veranstaltung: Naturschutz-Tagung mit Kultur
Veranstalter: Bündnis 90/Die Grünen
Tag: 22. November 2007
Ort: Frankfurt a. M., Ökohaus
Referent: Rudolf L. Schreiber
GRÜN, GRÜNER, DIE GRÜNEN
Denkhaltung, Hoffnung und Herausforderung
© Rudolf L. Schreiber
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
dass ich einführend kurz über die Farbe grün spreche, ist damit zu begründen, dass der Veranstalter den Namen DIE GRÜNEN hat und grün symbolisch für ein ökologisches und nachhaltiges Denken steht.
Grün ist die Farbe der Natur, der Jugend und der Hoffnung. Für 12 % der Bundesbürger ist grün die Lieblingsfarbe und für den Islam ist grün die heilige Farbe.
So steht „Grün“ für viele, jedoch auf keinen Fall für das Leben oder den Tod, für gut oder böse, für entweder – oder. Grün steht für sowohl als auch, für die Verbindung von Ökologie und Ökonomie, für die Vermittlung von vermeintlich feindlichen Lagern.
Man trifft sich im Grünen und man kann sich erlauben, am „Grünen Tisch“ zu sitzen.
Wenn wir alle mehr grün denken würden – ich sagte denken und nicht wählen – wäre die Welt besser. Grün ist einfach Spitze und – wenn Sie anfangen grün zu denken, werden Sie sich mit der Zeit fragen, ob viele Ihrer Freunde, viele Ihrer Kollegen, ja viele Bundesbürger, viele Teilnehmer in Talkshows und viele Führungskräfte in der Wirtschaft noch alle Tassen im Schrank haben.
Und Sie werden zu dem Ergebnis kommen: NEIN! Ihnen wird auffallen, das mag kabarettreif formuliert sein, trifft jedoch ein zentrales Problem: die Gefährdung unseres Planeten durch unsinnigen Konsum, falsche Wirtschaftsweise, visionsferne Politik und Mangel an Mut.
Was wir brauchen
Was wir dringend benötigen, ist eine weltumspannende Politik, die sich an den Grenzen der Ökologie, den knappen Ressourcen und an wirtschaftlicher Bescheidenheit orientiert.
Die Außenpolitik der Staaten muss sich zu einer Innenpolitik der Weltgesellschaft wandeln und die Neuorientierung muss in allen Bereichen, in allen Ländern, in allen Parteien und Religionsgemeinschaften Fuß fassen.
Die Menschheit steht, und das ist kein „5 vor 12“-Palaver, vor dem größten Paradigmenwechsel ihrer Geschichte. Die Anerkennung von Wachstumsgrenzen, ökologischen Realitäten und Begrenzungen sind zwingend anzuerkennen und dementsprechend ist zu handeln.
Vor allem benötigen wir jedoch eines: eine neue Moral. Das 21. Jahrhundert wird ein Jahrhundert der Moral sein oder es wird nichts sein. Es mangelt uns nicht an Wissen, es mangelt uns an der Bereitschaft zu hinterfragen und falsche Ziele aufzugeben.
Der offensichtlichen Gefahr, dass der Mensch erst zu spät reagiert, müssen wir zuvorkommen. Es ist eine Herausforderung der menschlichen Intelligenz, vorsorgend zu reagieren. Deswegen brauchen wir eine neue Sicht der Wirklichkeit.
Die neue Sicht der Wirklichkeit
Wir stehen vor der Herausforderung zu erkennen:
- Wer wir sind
- Wie wir sind
- und was wir falsch machen
Es ist mildernd anzuerkennen, dass die Entwicklung der Technologie und weltweiten Kommunikation zu dramatischen Veränderungen führte und eine Globalisierung beschert hat, die niemand in dieser Form voraus ahnen und voraus denken konnte.
Nun haben wir offensichtlich die viel erwähnten Grenzen des Wachstums und des Planeten erreicht und stehen deswegen in der aktuellen Verantwortung, darauf zu reagieren. Was offensichtlich falsch ist, dass wir den Lauf der Dinge dem Markt bzw. dem Kapital in wenigen Händen überlassen.
Warum? Weil Ökonomen immer noch davon ausgehen, dass der Markt alles regelt. Das ist falsch. Der Markt regelt die Machtwirtschaft, nicht die Menschlichkeit und den moralischen Anspruch einer sozialen Marktwirtschaft.
Die Welt teilt sich immer mehr in Arm und Reich und der Raubbau an der Natur und den Menschen schreitet unaufhaltsam voran.
Niemals zuvor gab es eine vergleichbare Parallele zur heutigen planetaren Bedrohung unserer Existenz.
Geschichte
Geschichtlich gesehen ist die Entwicklung auch keine Überraschung, sondern entspricht der Veranlagung des Menschen und seinem ausgeprägten Machtanspruch durch Ausbeutung der Natur und billige Arbeitskräfte.
So lässt sich bedauerlicherweise unsere Vergangenheit vereinfacht mit neun Worten zusammenfassen:
- Ausbeutung durch Gewalt,
- Arbeit und
- Konsum
Die Globalisierung ist ein alter Hut und weder gut noch böse. Neu ist:
- die Beschleunigung der Vorgänge
- die kapitale Machtkonzentration
sowie der Missbrauch der Macht, wirtschaftlich und militärisch. Die Auswirkungen für die Umwelt, die Wirtschaft und Gesellschaft sind beängstigend.
Natur- und Umweltschutz ist mehr denn je ein zentrales oder das zentrale Thema, denn ohne Erhaltung der ökologischen Grundlagen haben wir keine Überlebenschance.
Es geht jedoch heute um mehr. Es geht um das Ganze und um unser Überleben sowie die Tatsache, dass wir festgefahrene, etablierte Systeme verändern müssen. So zum Beispiel das globale Zinssystem. So kostet uns zum Beispiel die Verschuldung Deutschlands jährlich rund 40 Milliarden Euro Zinsen. Wie wollen wir die je zurückzahlen?
Ich habe keine Lösung, aber ich habe die Befürchtung, dass wir uns entscheiden müssen, ob wir weltweit eine Demokratie gesteuerte Börse oder eine Börsen gesteuerte Demokratie wollen.
Abbildung: Security
„Suchen Sie Ihr schönstes Sakko aus, wir machen es Ihnen kugelsicher!“
Headline einer Anzeige
Rund 10.000 Familien besitzen 25 % des Weltvermögens, in Deutschland rund
20 % der Bevölkerung 80 % des Vermögens.
Das Schwinden der bürgerlichen Mitte ist beängstigend, der Druck auf die Gesellschaft steigt. Geld allein darf und kann nicht der Maßstab sein. Die einseitige materielle Orientierung vernachlässigt einen nicht materiellen, qualitativen, moralischen Bereich der Gesellschaft.
Die von uns gewählten Stellvertreter in Berlin müssen entschieden dafür Sorge tragen, dass die Gräben der Ungerechtigkeit nicht breiter werden. Aus dieser Stellungnahme spricht kein Neid, keine naive Einstellung im Sinne „die da oben“, sondern es drückt meine Sorge aus, dass die Fehlentwicklung an die Substanz geht und unsere Gesellschaft – eine der reichsten auf der Welt – an ihrem Reichtum erkrankt.
Abbildung: GEO 4
GEO 4: Der Ende Oktober 2007 veröffentlichte Umweltbericht der UN nennt zwei Hauptgründe für die weltweiten Probleme:
- erstens: die wachsende Weltbevölkerung
- zweitens: nicht nachhaltigen Konsum
Die Folgen des Wachstums sind für den Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung dramatisch. Jährlich sterben Millionen Menschen:
- durch Luftverschmutzung schätzungsweise schätzungsweise 2 Millionen, davon 500.000 in Asien.
- durch verschmutztes Wasser ca. 3 Millionen jährlich
Abbildung: Wald
Auf der Erde gehen jede Minute mindestens 28 Hektar Wald (38 Fußballfelder) verloren, und wir müssen davon ausgehen, dass der Bedarf an Holz um ein Vielfaches steigen wird.
Wie wollen wir das Problem lösen? Ich weiß es nicht!
Abbildung: Wachstum (Bäumchen)
Bislang basiert unser Wohlstand auf quantitativem Wachstum, einer extrem auf Zuwachs und Gewinn fixierten Wirtschafts- und Konsumgesellschaft.
Doch unbegrenztes Wachstum ist nicht möglich. Weder aus der Sicht steigender Produktionszahlen noch aus der Sicht steigender Umweltbelastungen:
- Grenzen des Planeten (Ökosysteme)
- Grenzen der Ressourcen
- Grenzen der Belastbarkeit
Wachstum sollte als Veränderung verstanden werden. So wie in der Ökologie muss quantitatives Wachstum im Wechsel mit qualitativem Wachstum zur Veränderung führen.
Immer mehr auf Zeit geht nicht – immer besser geht immer.
Beispiel: Windbruch Wald
Abbildung: Automobile
Beispiel China: Die Wirtschaft boomt mit jährlich 10 % Wachstum. In der Zwischenzeit ziehen gigantische Rauchfahnen um die Welt, auch über Europa und Kalifornien und werden erhebliche Folgekosten verursachen.
Statistik Automobile
USA: Von 1000 Einwohnern besitzen 750 ein Auto
China: Von 1000 Einwohnern besitzen 1 – 2 ein Auto. Zuwachs in China: jährlich 25 %
Deutschland: 82 Mio. Einwohner – 45 Millionen Automobile
Abbildung: Gewinn
Unternehmer verfolgten ursprünglich realwirtschaftliche Ziele. Sie verkauften mit ihren Unternehmen Produkte oder Dienstleistungen und erzielten hiermit einen angemessenen Gewinn.
Heute ist für die vorwiegend großen Konzerne und internationalen Strukturen der Gewinn das Ziel. Nicht mehr die Leistung, das Produkt. Gewinn ist zum Selbstzweck geworden.
Wichtiger als der Gewinn in jedem Unternehmen ist Überleben, doch Gewinn gehört zum Überleben.
Beispiel: Zugvogel. Hamster
Abbildung Indianer
So wie Wachstum muss auch die Arbeit neu definiert werden. Neue Arbeitsplätze werden nicht durch altes Denken geschaffen.
Der Mensch hat grundsätzlich ein Recht auf menschenwürdige Arbeit und faire Bezahlung.
Vollkalkulationen, die alle Kosten beinhalten, nämlich die des Umweltschutzes und der gerechten Gehälter müssen das Ziel sein und nicht Billiglöhne und Billigprodukte
Es ist sittenwidrig, Niedriglöhne zu zahlen, die Arbeitnehmern kein ausreichendes Auskommen bieten und Familien, besonders die Kinder, in Armut fallen lassen. Familie ist eine auf Dauer angelegte Verbindlichkeit. Sie steht damit im Gegensatz zur aktuellen Arbeitsmarktpolitik, die Minijobs und Mobilität einfordert (Mobilität: MOB – nicht sesshaft).
Familien brauchen eine möglichst sichere Lebensorientierung und ein angemessenes, nachhaltiges Auskommen.
Der globale Trend geht jedoch tendenziell zu Just-in-time-Sklaven, die weltweit auf 30 Millionen Menschen geschätzt werden.
Abbildung: Hunger
Jede Sekunde stirbt ein Mensch, alle 5 Sekunden ein Kind an Hunger auf der Welt. Hunger tötet zehntausendfach an jedem Tag, millionenfach im Jahr.
Das stille Massaker ist eiskalte Realität und Prinzip Völkermord. Die Probleme sind bekannt und Nahrungsmittel genügend vorhanden. Woran es mangelt, ist der politische Wille für Welthandelsrichtlinien und eine gerechte Verteilung.
Nach Berechnungen der Welternährungsorganisation können auf der Erde 10 – 12 Milliarden ohne Probleme ernährt werden.
Abbildung: Armut
Wir leben in einer der reichsten Gesellschaften der Welt und nehmen es hin, dass alte Menschen in Pflegeheimen verdursten und dass jedes fünfte Kind unter Armutsbedingungen aufwächst.
2,6 Millionen Kinder leben in Deutschland auf Sozialhilfe-Niveau, das heißt, von weniger als 2,50 Euro pro Tag für Lebensmittel. Die Zahl hat sich seit 2004 verdoppelt.
Es reicht. Die Beispiele ließen sich fortsetzen, ich möchte jedoch keine kollektive Depression auslösen, sondern Hoffnung wecken.
Wir haben die Chance, eine Kehrtwende einzuleiten: Wir sind der Souverän, wir sind die Basis der Demokratie. Doch – wir müssen uns engagieren, aktiv werden, Forderungen stellen und vor dem Hintergrund der aufgezeigten Probleme unser Kaufverhalten ändern.
Eine Kauforientierung nach dem Prinzip „Geiz ist geil“ wird weder zu Arbeitsplätzen, gerechten Löhnen noch qualitativen Produkten führen. Billigstrategien sind immer Angriffsstrategien zur Machtkonzentration und Zerstörung von Umwelt und Gesellschaft.
Politiker werden die notwendige Kehrtwende, zumindest aus heutiger Sicht, weder in der Weltpolitik noch in Deutschland einleiten.
Unsere transnationalen Konzerne wollen sie nicht und deswegen wird sie der Markt auch nicht regeln.
Die grüne Wende im Sinne einer lebenswerten Zukunft und nachhaltigen Entwicklung muss von uns eingeleitet werden.
Ja, auch von Ihnen.
Ich schlage eine globale Bürgerallianz für mehr Demokratie und Gerechtigkeit, ökologisch orientierte Entwicklung und nachhaltigen Konsum vor. Eine grüne „Kaufkraft-Elite“, die neue Pioniergeneration einer weltweiten Konsumenten-Demokratie.
Klingt das nicht toll und hat das nicht eine gewisse verbale Erotik? Ja, wir müssen die Erotik der Natur verkaufen und unsere Attraktivität als kaufkraftstarke Gruppe demonstrieren, damit wir nicht weiter von Gerhard Polt & Co. als „Körnerfresser“ abgetan werden.
Von den Führungskräften der Politik, glaube ich, können wir die epochale Wende nicht erwarten. Hierzu ein paar aufklärende Statements aktueller Leitfiguren und Protagonisten, der Hauptdarsteller im modernen Drama des Welttheaters.
Abbildung: Bush
Leitfigur des Guten
„Das Regime im Irak hat seit über einem Jahrzehnt im Geheimen Anthrax, Nervengas und atomare Waffen entwickelt … . Staaten wie diese … bilden eine „Achse des Bösen“.
George W. Bush, 29.1.2002
Vladimir Putin
Leitfigur der Demokratie
Putin konsolidiert das Regime der „Gelenkten Demokratie“ und nutzt die weltweite neoliberale Marktöffnung durch Privatisierung und Reduzierung der staatlichen Unabhängigkeit.
Angela Merkel
Leitfigur der Diplomatie: „Die Menschen sind verschieden“
Merkel über Chancengleichheit: „Die Menschen sind verschieden geboren. Das ist vom Herrgott so gewollt. Wir sollten sie nicht alle ins selbe Klassenzimmer stecken und gleichmachen wollen!
Lübecker Nachrichten, 17.2.2005
Merkel über Kopfpauschale: „Es ist Teil unseres christlichen Menschenbildes, dass die Gesundheit jedes einzelnen Menschen, ob Sekretärin oder Chef, gleichviel wert ist. Deshalb sind die Kosten, die für die Gesundheit der Sekretärin oder des Chefs anfallen, gleich hoch.“
Rede Leipzig, 1.12.2003
Kurt Beck
Leitfigur der Gemütlichkeit
„Es ist mir erst eingefallen, als ich es schon gesagt hatte.“
Osama Bin Laden
Leitfigur des Bösen
„Die Erderwärmung ist die gefährlichste Bedrohung des menschlichen Lebens.“
Rede Bin Laden, September 2007, FR 10.9.2007
Dalai Lama
Leitfigur der Weisheit
„Ich bin nur ein Sprachrohr. Ich strebe keinerlei Macht an, ich habe auch nicht die Absicht, mich gegen die Welt zu stellen. Aber ich werde unerschütterlich in meinem Engagement sein bis zu meinem Tod, wenn ich auch im Rollstuhl zu Vorträgen gebracht werden muss.“
Eine Zusammenfassung des vorher Gesagten und eine kritische Bewertung der Statements verschiebt die Fronten und verdeutlicht einen erschreckenden Wahrheitsgehalt:
Es gibt keine Achse des Bösen. Gut und Böse sind bipolare Anlagen des Menschen. Wenn sie manipuliert werden, können sie zu kollektivem Fehlverhalten führen.
Das gilt für die Verführung zum Terrorismus ebenso wie die Verführung zu unsinnigem Konsum.
Und es gibt verblüffende Zusammenhänge. Der globale Terrorismus scheint eine Folge der globalen Ungerechtigkeit zu sein, auf jeden Fall ist er ein Kind der Spaltungsgesellschaft in Arm und Reich.
Je mehr die Hintergründe der Entwicklung klar wurden, desto weniger klar wurde mir, wie ich den Vortrag beenden soll. Die Rettung kam nicht durch Nachdenken, sondern durch einen Traum, der zu verblüffenden Erkenntnissen führte.
Abbildung: Märchenland
Das Undenkbare träumen
Mir erschien eine Prinzessin im Büro. Sie betrat es freundlich, doch dann zog sie blitzschnell eine Waffe, führte mich in den Stadtwald, verwandelte mich dort in einen Frosch und sprach zu mir:
Als Herausgeber von „Rettet die Frösche“ erhältst Du jetzt den Auftrag, an einer internationalen Frosch-Konferenz teilzunehmen, um anschließend grünes Denken unter den Menschen zu fördern.
Dir ist klar, dass Visionen die Welt bewegen und nicht Realitäten. Ist Dir auch klar, dass Ihr das Undenkbare träumen müsst, um Machbares zu erreichen?
Damit Du einen Eindruck bekommst, transferiere ich Dich in den Tagungstümpel der Wünsche und Visionen.
Ich rief noch: „Muss das sein?“, dann fand ich mich schon wechselwarm in einem Biotop mit 6000 Vertretern unterschiedlicher Froscharten.
Was alle beunruhigte, war die hohe Aussterbequote (Deutschland 67 %; 14 von 21 Arten) und die globale Ausweitung eines Pilzes, der zum Tod vieler Arten führt und durch den Klimawandel begünstigt wird.
Der Klimawandel war also auch bei den Fröschen der Welt das aktuelle Thema. Interessant war noch das vergleichbare Parteiensystem aller Froscharten mit unserem.
Die Statements von vier Parteivorsitzenden sind erwähnenswert, wobei ich besonders auf die Aussage des Grünen Froschparteien-Vertreters eingehen möchte.
Abbildung: Schwarzfrosch
Partei der Schwarzen Kapitalhelfer-Kröten
Der imposante Parteivorsitende, eine beeindruckende Froschfigur kohl’scher Dimension, begründete den Macht- und Regierungsanspruch seiner Froschpartei mit den Argumenten:
- Seine Wähler seien die Hauptbesitzergruppe der Biotope,
- würden die meisten Produktionsanlagen stellen und damit Arbeitsplätze
- und 10 % seiner Wähler würden über das größte Froschvermögen verfügen
Partei der Gemeinen Rotfrösche
Ein feuriger Rhetoriker mit authentischem Auftreten, der den Machtanspruch seiner Partei mit den Argumenten vertrat:
- die Gerechtigkeit im System zu fördern
- sichere Arbeitsplätze zu schaffen
- sich verstärkt gegen Übergriffe der Störche zu wehren
Partei der Gelben Wechselfrösche
Ein alerter, schlanker Redner, der mit rhetorischer Begabung auf viele Themen einging, doch zum Schluss vereinfacht zusammenfasste:
- Komme, was da wolle, seine Partei sei immer schnell und mobil dabei
Partei der Grünen Nachhaltigkeitsfrösche
Eine imposante Froscherscheinung schwamm an den Swimming-Pult, dass es nur so spritzte und man erkannte einen Kämpfer und Rhetoriker unvergleichlicher Art, der in der Amphibienwelt höchst selten ist.
Der Referent war ein Visionär, der über den Biotoprand hinausblickte und sich für die Zukunft des Froschlaichs aller Arten in allen Biotopen rund um die Welt einsetzte.
Er wetterte gegen etablierte und überholte Positionen und sprach sich dafür aus, die Welt als gemeinsamen Lebensraum für die Welt-Frosch-Familie anzuerkennen.
Er sprach nicht in Worthülsen und machte keine leeren Versprechungen. Er nahm sich die Freiheit, die Besten aus allen Parteien für eine vernünftige, sachorientierte Politik zur Mitarbeit aufzufordern.
Erwähnenswert sind die folgenden Statements, die er besonders hervorhob:
- Abschaffung der traditionellen Parteien
- Entmachtung nationaler Regierungen
- Entwicklung einer Welt der Regionen
- Aufbau eines globalen Parlaments der Regionen
- Weltweite Richtlinien für nachhaltige Entwicklung
- Durchsetzung der Menschenrechte für alle Grundbedürfnisse
- Ein neues kreatives Finanzkonzept zur Finanzierung einer Kreislaufwirtschaft
Unter Bezugnahme auf Heiner Geisler sprach er von einem Versagen des Kommunismus sowie des Kapitalismus und forderte als neue Denkhaltung und Theorie den „Ökologismus“.
Eine grüne Denkhaltung, die als wichtigste Grundlage für alle Entscheidungen aller Gruppen, egal in welchen Bereichen, die ökologischen Realitäten anerkennt.
Bei jedem Statement war mir heißer geworden, aber bei diesem ist der Film gerissen und ich wurde schweißgebadet hellwach und habe mich daran erinnert, dass ich Herrn Zebunke versprochen hatte, ein paar Anmerkungen zur Vermittlung von Ökologie und Ökonomie zu machen.
Vom Marketing zur Systemwirtschaft
Es stellt sich zunehmend heraus, dass die Methode des Marketing, sich einseitig am Markt und den Wünschen des Verbrauchers zu orientieren, nicht zukunftsfähig ist.
Der Frage „Was will der Markt?“ muss die Frage: „Was darf der Markt haben? “gegenüber gestellt werden.
Wir brauchen deshalb:
Ein neues Denken in der Wirtschaft,
- ein Denken von den Grenzen
- ein Denken von den Problemen
Wirtschaftskapitäne, die nicht nur auf ihren eigenen Vorteil achtet, sondern die zum Ziel hat, das Gesamtsystem zu erhalten:
- Erhaltung der ökologischen Lebensgrundlagen
- Schaffung von menschenwürdigen Arbeitsplätzen
- Förderung der globalen Gerechtigkeit
Wir brauchen ein Wirtschaftssystem, das grundlegend umdenkt und bereit ist, eine Neuorientierung der Kalkulation einzuführen.
Eine Produkt- und Leistungskalkulation, die alle Entstehungskosten beinhaltet und deren Preise die ganze und nicht die halbe Wahrheit sagen.
Wir brauchen wahre kalkulierte Preise, die neben der Herstellung die ökologischen Folgekosten, den Transport und die faire Bezahlung aller beteiligten Arbeitskräfte beinhalten. Nur durch radikales neues Denken und rationales Handeln werden wir die Kehrtwende einleiten können.
Wir müssen zurück bzw. vorwärts zu einer neuen sozialen Marktwirtschaft und einem Wettbewerb, der die Qualität und nicht die Billigpreise in den Vordergrund stellt.
Neuorientierung der Werbung
Um den Bürger oder Verbraucher hierfür zu gewinnen, ist notwendig, dass sich die Wirtschaftswerbung neu orientiert:
- Aufklärung statt Verdummung
- Informieren statt Vertuschen
- Zusammenhänge verdeutlichen statt vereinfachen
Vermutlich werden die großen Firmen die Einsicht nicht aufbringen, aber es gibt eine unterschätzte Gruppe, die die meisten Arbeitsplätze in Deutschland stellt: der Mittelstand.
Es ist eine große wirtschaftliche und politische Herausforderung, den Mittelstand, insbesondere das Lebensmittelhandwerk mit seinem positiven Einfluss auf die Regionalentwicklung einzubinden und zu einer kollektiven Aufklärungskampagne zu motivieren.
Ich habe vor 30 Jahren, überzeugt vom Marketing, die Begriffe Öko-Marketing und Öko-Sponsoring gefunden. Sie sind heute nicht mehr vertretbar. Marketing ist System zerstörend und Öko-Sponsoring ist eine perverse Form, geraubtes Geld zurückzugeben.
Abbildung: Rückkehr des Bürgers
Vom Naturschutz zum Systemschutz
Der klassische Naturschutz ist nach wie vor unverändert wichtig und ohne Einschränkungen weiter zu fördern. Ohne intakte Natur wird es keine intakte Gesellschaft und Wirtschaft geben.
Die Wirtschaft muss jedoch Naturschutz als Selbstschutz betreiben und der Naturschutz muss die Aufgaben der Wirtschaft mit bedenken.
Der Naturschutz benötigt eine gesellschaftliche Neuorientierung und das Selbstverständnis, dass die Erhaltung der Natur als dritte Kraft neben Politik und Wirtschaft stehen muss.
Naturschutz muss unabhängig werden vom Bettelsack der Reichen und seine eigene Finanzierung durch eine nachhaltige Konsumorientierung sichern.
Wir sollten keine Angst haben, denn: Die Titanic wurde von Fachleuten gebaut, die Arche Noah von Laien.
Grün ist die Hoffnung
Ich lasse es mir nicht nehmen, grün zu denken. Es ist für mich und meine Arbeit keine Parteiorientierung, sondern eine Lebensorientierung.
Visionen entwickeln und Möglichkeiten aufspüren ist eine hohe Kunst und unbedingte Notwendigkeit für Führungskräfte.
Neben der ständig zitierten Realpolitik brauchen wir eine Visionspolitik, die den Mut hat, Möglichkeiten aufzuzeigen und richtige Lösungen unbeirrbar zu verfolgen.
Ich habe eine repräsentative Untersuchung unter meinen Freunden durchgeführt, sie selbst ausgewertet und das Ergebnis formuliert:
Die Grünen könnten die Restsubstanz kollektiver Intelligenz haben, um treibende Kraft für eine parteiunabhängige und ökologisch orientierte nachhaltige Weltpolitik zu werden.
Ich wünsche es mir und definiere meinen Tagtraum mit der Vorstellung der Ihnen vertrauten Herren Platon und Sokrates:
„Führung des Staates durch ältere, erfahrene Philosophen, die nicht mehr an der Macht, sondern an der Weisheit interessiert sind.“
Hinweise:
- Witz: Zwei Planeten im All – homo sapiens
© Rudolf L. Schreiber
22.11.07 rs-hs