Am 7. März verstarb 81-jährig der Öko-Manager und Vordenker globaler Nachhaltigkeit, Rudolf Schreiber, in „seiner“ Stadt Frankfurt am Main. Was man leichthin Verstorbenen nachruft, hier stimmt es in großer Detailschärfe: Er wird fehlen. Fehlt schon jetzt.
Zu meinen frühsten Werbefernseh-Bildern gehört DER WEISSE RIESE, der eine Riesenwäscheleine von Horizont zu Horizont spannt – oder doch mindestens vom rechten Fernsehbildrand zum linken – und der dann seine Riiiiiiesen-Waschkraft lobt. Genial, so was merkt man sich. Damals kannte ich den Vater des Weißen Riesen nicht, und als ich ihn, Anfang der Achtziger, kennenlernte, hatte er mit Waschpulver, das Flüsse und Bäche zum Schäumen brachte (wir erinnern uns ….), nichts mehr am Hut.
Rudolf L. Schreiber, „der Rudi“ für alle, die ihn kannten, legte eine rasante Wende hin, wie sie sich nur in wenigen Lebensgeschichten dergestalt vollendet finden lässt. Unter dem Einfluss von Frederik Vester, der Ökologie wie keiner vor ihm popularisieren konnte, ohne dabei die Wissenschaft zu nivellieren, und begleitet von seinem Lebensfreund Horst Stern, dem Zentralgestirn des Umweltjournalismus‘ und des Tierverständnisses, erfand er sich neu. Sich und vor allem seine Branche, die werbliche. Es fand und befand, dass es nicht nur um Formen und Formeln geht, sondern um Inhalte. Und das zuallererst.
Er, der mit seiner Kreativität leicht und locker hätte blödsinnig reich werden können, wurde einer der erfolgreichsten Werber für die Natur, Ideengeber, Kampagnen-Schmied.
Er prägte den Satz „Einweg ist kein Weg – Mehrweg ist der Weg“ und verhalf der ersten großen Mehrwegkampagne zum Erfolg, war Mitbegründer des BUND, dessen Emblem er entwarf, promotete Bierfirmen, die auf Öko umschwenkten, beriet über Jahre Wasserwirtschaftsverbände, die die Ressourcenschonung ernst nahmen, veröffentlichte Erfolgsbücher wie Rettet die Vögel und Tiere auf Wohnungssuche, vernetzte (sein absolutes Lieblingswort) sich mit den kreativsten Köpfen der Republik, war Mitgestalter der Naturschutz- und Nationalparkpraxis.
Immerhin, er bekam einen Naturschutzpreis und war Öko-Manager des Jahres, sprach in Davos vor der damaligen politischen Weltelite: „ … ihr habt alle nur eine wichtige Aufgabe, die Welt zu retten“. Der damalige britische Premierminister, Edward Heath, sagte ihm anschließend: „ … hat mich sehr gefreut, den grünen Karl Marx kennenzulernen“.